Fenris
Fenris

Fenris

Herkunft

Fenris, der Götterwolf (altnordisch Fenrir, Fenrisúlfr) ist eine zentrale Figur der nordischen Mythologie. Er war eine furchterregende Kreatur, vor der sich sogar die nordischen Götter fürchteten.  und diese Angst nicht unbegründet. Eine alte Prophezeiung weissagte, dass der Wolf großes Unglück und großen Schrecken über die Asengötter bringen wird. Auch in Bezug auf Ragnarok, der Götterdämmerung, spielt der riesige Wolf eine zentrale Rolle.

Interessante Familienverhältnisse

Der Fenriswolf wurde in eine sehr interessante Familie geboren und steht seinen beiden Schwestern im Verbreiten von Angst und Schrecken um nichts nach. Eine seiner Schwestern war Jörmungandr, die weltenumspannende Midgardschlange. Die zweite Schwester war Hel, die in menschenähnlicher Gestalt erschien. Die Geschwister wurden in Jötunheimr, der Welt der Riesen, geboren. Ihr Vater war der Schwindlergott Loki, der in einer oftmals ambivalenten Beziehung zu den übrigen Göttern steht. Ihre Mutter war Angrboda, eine gewaltige Riesin. Alle drei Kinder nochmals zusammengefasst:

  • Fenris
  • Die Midgardschlange
  • Hel, die Herrscherin der Unterwelt

Die Prophezeiung

Als die Asengötter erfuhren, dass diese drei Wesen im Reich der Riesen aufgezogen wurden, handelten sie sofort. Der Göttervater Odin, befahl den Fenriswolf, die Midgardschlange und Hel umgehend zu ihm zu bringen. Dieses schnelle Handeln hatte einen gewichtigen Grund. Eine alte Prophezeiung besagte, dass von den drei Geschwistern große Not und ein großes Unheil für die Asengötter ausgehen würde. Auch ihre Herkunft wurde von den nordischen Göttern misstrauisch beäugt. Die Mutter war eine Riesin, mit deren Geschlecht die Götter oftmals im Streit lagen und Krieg führten. Und ihr Vater war Loki, der den Asen mehr Probleme aufhalste, als diese zu lösen.

So traf Odin der Göttervater eine Entscheidung. Die Weltenschlange packte und warf er in den Ozean auf, dass sie in dessen tiefen verschwinden möge. Hel sandte er in die Unterwelt, wo sie über diejenigen Seelen herrschte, die nicht im Kampf gefallen waren, sondern durch Krankheit und Alter verstarben. Doch Fenris, den Götterwolf behielten sie in ihrer Welt Asgard, um dort über ihn wachen zu können.

Tierrechte mit Ketten gebunden

Die Entscheidung der nordischen Götter, Fenris in ihrer Nähe zu behalten, entwickelte sich schnell zu einer gefährlichen Herausforderung. Zunächst ein beinahe harmloser Welpe, wuchs der Götterwolf jeden Tag und wurde immer kräftiger und gefährlicher. So wuchs auch die Angst der Asen täglich. Nur mehr der tapfere Kriegsgott Tyr hatte den Mut, sich Fenris zu nähern, um ihn zu füttern. Um die Gefahr, die von der Kreatur ausging für alle Zeiten zu bannen, trafen die Götter die Entscheidung, den Wolf für immer zu binden.

Sie schmiedeten Leyding, eine schwere magische Kette, und stachelten Fenris auf, seine Stärke daran zu erproben. Mühelos zerriss der Götterwolf die Fessel. Die Götter schmiedeten eine weitere Kette namens Dromi, die zwei Mal so stark war, um den Wolf binden zu können. Ein weiteres Mal forderten sie Fenris heraus, seine Kraft an der Fessel zu erproben. Er knurrte und spannte seine Muskeln bis zum Zerreißen an. Und ein weiteres Mal sprengte er die Kette, deren Teile in alle Himmelsrichtungen davonflogen.

Fenris vs Gleipnir

Da auch die magische Fessel Dromi es nicht vermochte, den Wolf zu binden, bekamen es die Götter mit der Angst zu tun. Der Göttervater Odin suchte Rat beim weisen Mimir und beschloss, beim Volk der Zwerge, deren Schmiedegeschick legendär war, um Hilfe zu suchen. Diese kamen seiner Bitte nach, eine unzerstörbare Fessel zu schmieden und erschufen Gleipnir. Im Gegensatz zu den schweren Bändern Leyding und Dromi war das Meisterwerk der Zwerge ein einfaches Seidenband. Die Götter forderten Fenris heraus, seine Kraft erneut an der neuen Fessel zu messen. Der Götterwolf sah das Band und wurde misstrauisch. Er verlangte ein Pfand, dass die Götter das Band lösen würden, sollte es ihm nicht gelingen, es zu zerreißen. Um die Aufrichtigkeit der Götter zu beweisen, sollte einer der Ihren die Hand in sein zahnbewehrtes Maul stecken. Einzig der Kriegsgott Tyr hatte den Mut, der Bitte des Wolfes zu entsprechen.

So banden die Götter den Riesenwolf mit Gleipnir. Diesmal gelang es Fenris auch unter Aufbietung aller Kräfte nicht, seine Fessel zu sprengen. Als die Asengötter lachten und keine Anstalten machten, den Gebundenen zu befreien, erkannte Fenris die Wahrheit. Niemand hatte die Absicht ihn zu befreien, er war wie ein Welpe in die Falle der Götter getappt. Seine Reaktion folgte umgehend. Wutentbrannt schnappte er zu und biss Tyr die Hand ab. Er zahlte einen hohen Preis, um die Bestie zu binden.

Fenris Rache – Die Götterdämmerung

Als Ragnarok wird in der nordischen Mythologie der finale Kampf zwischen den Asengöttern und ihren größten Feinden bezeichnet. Es ist der Weltenbrand, in der der bestehende Kosmos untergeht und sich eine neue Ordnung erhebt. Immer mehr Katastrophen kündigen dieses Ereignis an. So kann sich auch der Fenriswolf von seinen Fesseln befreien und sinnt auf Rache. Gemeinsam mit den Riesen und seinen beiden Geschwistern nimmt er an der epischen Schlacht teil. Für den Götterwolf gibt es keinen würdigeren Gegner als Odin, den Göttervater selbst. Die beiden treten sich gegenüber und ein kataklystisches Ringen beginnt. Am Ende siegt die Bestie über den Asengott. Fenris bekommt seine Rache und verschlingt Odin. Doch sein Triumph wärt nicht lange. Vidar, der Sohn Odins reißt das zahnbewehrte Maul von Fenris auseinander und bohrt ihm sein Schwert in den Rachen. So haucht auch Fenris, der Götterwolf, sein Leben in der letzten Schlacht aus.

Was Fenris mit Harry Potter zu tun hat

Auch wenn Vidar den Wolf getötet hat, hat dessen Legende die Jahrhunderte überdauert. Als berühmte Figur taucht der Fenriswolf in vielen modernen Geschichten auf. Beispielsweise hat sich J.R.R. Tolkien in seiner Geschichte Beren and Lúthien von ihm inspirieren lassen. Carcharoth, ein mächtiger Diener des dunklen Meisters Morgoth nimmt starke Anleihen an der Figur des Götterwolfes. Auch in berühmten Videospielreihen wie Assassins Creed, Final Fantasy oder God of War hat Fenris einen Auftritt. Und auch im Harry Potter – Universum hat Fenris seine Tatzenabdrücke hinterlassen. Er inspirierte laut der Autorin J.K. Rowling die Figur des Fenrir Greyback, eines mordlüsternen Werwolfs.