Spätlesereiter

Spätlesereiter, eine volkstümliche deutsche Sagengestalt

Der Spätlesereiter ist eine volkstümliche deutsche Sagengestalt, die bis in das 18. Jahrhundert zurückführt. Ihr Ursprung steht mit einer Spätlese auf dem Weingut auf Schloss Johannisberg dem Hochstift Fulda im Rheingau in Verbindung.

Zu jener Zeit behielt sich der Fürstabt vor, über den Beginn der Weinlese zu bestimmen. Im Jahr 1775 entsandten die Mönche im Schloss Johannisberg einen sogenannten Herbstkurier mit einer mit reifen Weintraube im Gepäck nach Fulda. Dieser sollte die Erlaubnis des Fürstbischofs für die Leseernte einholen. Der Bote kehrte auch nach Wochen nicht zurück. Die Trauben waren bereits reif genug und alle umliegenden Weingüter hatten die Leseerlaubnis längst. Die ersehnte Erlaubnis für das Weingut auf Schloss Johannisberg blieb zunächst aus.

Weltruhm durch verspätete Weinernte

Die treu ergebenen Mönche mussten mit ansehen, wie die Trauben verfaulten. Nach Wochen der Verspätung überbrachte der Kurier endlich die lange ersehnte Nachricht. Die Mönche machten sich umgehend ans Werk. Ohne große Erwartung auf einen trinkbaren Wein, kelterten sie die Trauben. Erstaunlicherweise war der Wein hervorragend. Durch einen Glücksfall entdeckt man einen besonderen Schimmelpilz, die Edelfäule. So war die Grundlage für die Beschaffenheit der Spätlese geboren. Die Auslese der Beeren und Trockenbeeren verhalf vor allem dem Rheingauer Wein zu Weltruhm.

Der Spätlesereiter war ein weiterer unglücklicher Held, wie der deutsche Sagenheld, Dietrich von Bern.

Denkmal auf Schlosshof Fulda und Schloss Johannisberg

Im Innenhof des Schlosses Johannisberg steht zu Ehren des Spätlesereiters eine Statue. Die Weintraube in der Hand symbolisiert die Erfindung der Spätlese. Eines der jüngsten Denkmäler erschuf die Bildhauerin Valerie Otte aus Berlin im Innenhof des barocken Stadtschlosses in Fulda. Dieses Denkmal wurde im Zuge des Spätlesefest im September 2021 feierlich im Schlosshof eingeweiht.

Spätlesereiter als Comic-Hero und Bühnenstar

Im ersten Band der Comicserie „Karl“ wird die Geschichte des Reiters zur Spätlese aufgegriffen. Als tapferer Karl reitet er zum Fuldaer Bischof, um die Erlaubnis für die Weinlese einzuholen. Ein Widersacher behindert ihn an seiner zeitgerechten Rückkehr auf Johannisberg. Die Ernte faulte bereits. Mit seinem Freundes Oskar und seinem Hund Grandpatte erntet er trotzdem die Trauben. Und es entsteht eine neue Weinsorte : die Spätlese.

Auch zahlreiche Musik- und Theateraufführung drehten sich um die Figur, ein Bühnenstar war geboren.