Wendigo
Wendigo

Wendigo

Herkunft

Der Wendigo wird als rachsüchtige mythologische Kreatur, manchmal auch als Geist beschrieben. Er tötet seine Opfer oder schlägt sie mit Besessenheit. Wenn er die Kontrolle erlangt hat, zwingt er sie zu schrecklichen Taten. Die Figur taucht in der Glaubens- und Sagenwelt vieler Stämme der Native American und Frist Nation auf.

Aussehen und Fähigkeiten

Der Wendigo wird in den meisten Überlieferungen humanoides Wesen beschrieben. Ähnlich wie der Draugr in der nordischen Sagenwelt, steht sein Äußeres in Verbindung mit dem Thema Tod. Er wird als ausgemergelte, hagere Kreatur geschrieben. Blässlich- graue Haut spannt sich pergamentartig über spitze Knochen. Sein Mund wird von entstellten, blutigen Lippen eingerahmt. Nadelspitze, unregelmäßige Zähne verleihen dem Wendigo das Aussehen eines wahnsinnig gewordenen Raubtieres.

Die Geschichten erzählen von einem starken Geruch von Tod und Verwesung, der den Wendigo umgibt. Mit blutunterlaufenen Augen, die tief in ihren Höhlen liegen, beobachtet er seine Beute. In manchen Überlieferungen werden die Augen des Wendigos als eulenartig beschrieben. Das Herz, das in seiner Brust ruht, soll aus purem Eis bestehen. Er wird als kräftig und schnell charakterisiert.

Hunter Thriller Psychokiller

Im Gegensatz zu seiner rohen und entstellten Erscheinung verfügt der Wendigo über einen scharfen Geist. Sie befähigt ihn dazu, seine zukünftigen Opfer zu stellen. Als Pirschjäger verfolgt er seine Beute beharrlich und beobachtet sie.  Besonders Menschen, die allein durch dichte Wälder reisen, müssen sich vor Ihm in Acht nehmen. Der Wendigo wartet, bis die Dunkelheit hereingebrochen ist. Er beginnt damit, sein Opfer mit Schreien und Geräuschen aus der Dunkelheit immer mehr in Panik zu versetzen. Dann bricht er aus dem Hinterhalt hervor und seine Jagd nimmt ein blutiges Ende.

Der Wendigo tötet und versucht, sich am (hoffentlich) toten Leib seiner Beute satt zu fressen. Doch der brennende Hunger des Monsters ist immerwährend und kann nie ganz gestillt werden. So findet das Morden keinen Halt und die grausame Jagd nach Menschenfleisch beginnt von Neuem.

Andere Geschichten berichten davon, dass er Personen langsam in den Wahnsinn treibt. Wenn sie psychisch gebrochen sind übernimmt er die Kontrolle über sie. In seinen Marionetten erweckt er den unbedingten Drang, Menschen zu töten und deren Fleisch zu verzehren. Nach und nach verlieren die Besessenen jeden Rest von Menschlichkeit. So lange, bis sie sich manchmal selbst in einen Wendigo verwandeln und sich der Fluch fortsetzt.

Behind the Curtains – der Wendigo als Sinnbild

Betrachtet man die Darstellung des Wendigos in Sagen genauer, wiederholen sich Thematiken, die mit der Figur in Zusammenhang stehen:

  • Feindliche Umwelt
  • Hunger
  • Gier
  • Imperialismus

So wird sie oft mit einer menschenfeindlichen natürlichen Umwelt in Verbindung gebracht. Beispiele dafür stellen harte Winter, unerbittliche Kälte und Hungersnöte dar. Ebenso stört er das natürliche Gleichgewicht durch sein Jagdverhalten. Im Gegensatz zu Raubtieren, deren Hunger nach dem Verzehr der Beute gestillt ist, hält der Wendigo nicht ein. Er sucht sich umgehend sein nächstes Opfer. Durch seine Gier und seinen überbordendes „Konsumverhalten“ zerstört er den Kreislauf des Lebens, weil er nicht gibt, sondern nur nimmt. Die mit ihm assoziierte Thematik des Kannibalismus unterstreicht das Monströse der Figur zusätzlich.
Die Geschichten der Ureinwohner stellen den Wendigo als eine Warnung vor Gier und grenzenlosen Konsum dar. Modernere Interpretationen sehen Parallelen zwischen Wendigo und dem Imperialismus westlicher Kulturen.

Menschenfresser unter sich – Der Wendigo in modernen Erzählungen

Als Figur oder Inspirationsgeber findet man den Wendigo quer durch alle Medien. Er hat Bands zu Songs inspiriert (Ramones, Pet Sematary) und taucht in Videospielen (Fallout 76) auf.
In der Literatur hat er unter anderem in einem Werk des Meisters des Horrors, Stephen King, einen großen Auftritt. Im Roman Friedhof der Kuscheltiere (Orig. Pet Sematary) verkörpert er den Antagonisten, der tote Wesen wiedererweckt. Die tierischen und menschlichen Wiedergänger sind durch die dunkle Magie des Wendigos verändert. Die Auferstehung verwandelt sie in pervertierte und blutrünstige Versionen ihrer selbst.

In der Serie Hannibal tritt der Wendigo als der „Stag Man“ in Erscheinung. Dargestellt wird er als schwarze humanoide Gestalt, deren Kopf von einem Geweih gekrönt ist. Er führt einen FBI Profiler in Visionen und Träumen immer weiter an die Extreme der menschlichen Psyche. Nur so kann er den Kannibalen finden, auf dessen Spur er sich befindet, und das Morden beenden. Spoiler Alert: Besagter Menschenfresser spielt in Red Dragon und Silence of the Lambs ebenfalls eine wichtige Rolle.