Herkunft
Der Waldschrat (weilb. Schrätteli) ist ein Naturgeist, dessen Lebensraum sich – wie unschwer zu erraten – im Wald befindet. Genauso verbreitet wie sein Lebensraum ist auch sein Auftauchen. Die Figur ist in Form verschiedener Interpretationen Bestandteil vieler europäischer Sagenkreise. „Skrzot“ wird er beispielsweise in polnischen Sagen gerufen, in Schweden bezeichnet man ihn als „Skratte“.
Inhalt
Aussehen und Fähigkeiten
Im deutschen Sprachraum wird der Waldschrat überwiegend als kleine, menschenähnliche Gestalt beschrieben. Seine Kleidung ist aus Naturmaterialien gefertigt und schützt ihn vor den Blicken neugieriger Jäger und Holzfäller. Vom rauen Leben in der Natur wirkt er oftmals etwas verwahrlost. In manchen Sagen tritt er auch in Tierform oder als geistähnliches Wesen in Erscheinung. Er ist grundlegend ein Einzelgänger, zeigt aber reges Interesse an anderen Lebewesen. Dieses Interesse ist von einer Ambivalenz geprägt. Oftmals tritt er als Helfer in Erscheinung, der ehrliche und aufrechte Menschen unterstützt. Doch auch der Zorn des Waldschrats ist schnell entfacht. Menschen, die die Natur nicht respektieren oder Tieren Leid zufügen lernen bald die unangenehme Seite des kleinen Gesellen kennen. Und er geht sehr weit, um seinen Lebensraum zu beschützen!
Der Wilde Mann – Waldschrat XXL
Der Begriff Waldschrat wird auch synonym für Waldgeister im Allgemeinen verwendet. Er beschreibt auch eine Kategorie von Sagengestalten, die unter dem Begriff „Wilder Mann/Wilde Frau“ in vielen Sagenkreisen auftauchen.
Der Schrat Rübezahl ist das bekannteste Beispiel für die Darstellung von Schraten im XXL-Format. Die als Berg- und Waldgeist kategorisierte Figur ist ungleich mächtiger als der klassische Waldschrat. Er verfügt über Zauberkräfte und kann die Gestalt verschiedener Menschen und Tiere annehmen. Auch das Wetter kann er beeinflussen und Bösewichten mit Blitz und Sturm vertreiben. Er verfügt über große körperliche Stärke und kann sich schnell von einem Ort zum anderen bewegen. Wie der Waldschrat tritt er einerseits als Helfer andererseits als Antagonist in Erscheinung. Seine Kräfte kurz zusammengefasst:
- kann Zauber wirken
- Polymorphie
- kann das Wetter beeinflussen
- physische Stärke
Im Heldenlied des Dietrich von Bern taucht der Wilde Mann auf und muss vom Helden besiegt werden. Vom anfänglichen Gegner wandelt sich die Figur zu einem Helfer, der Dietrich dabei unterstützt, einen Riesen zu besiegen.
Die kleinen Helferchen des Teufels
Die Christianisierung Europas hat Einfluss auf die Rolle des heidnisch konnotierten Waldschrats in Erzählungen. Ähnlich wie die Figur der Baba Jaga werden sie als Geisterwesen in die Nähe des Übernatürlichen und des Teufels gerückt. Der positive Aspekt, der dem Waldschrat innewohnt, tritt oftmals in den Hintergrund. Seine Hinterlist und die Bedrohung, wird in den Vordergrund gerückt. Spätestens ab dem Zeitalter der Aufklärung kehrt der Waldschrat in Erzählungen wieder zu seiner ursprünglichen Form zurück.
Der Waldschrat heute
Die Figur des Waldschrats erfreut sich in unseren Zeiten ungebrochener Beliebtheit. Als freundlicher Waldschrat, Wurzelkind oder Wichtel ist er fester Bestandteil der deutschen Kinderliteratur.
Ähnlich wie die Habergeiß findet man den Waldschrat Faschings- und Perchtenumzügen häufig. Er bietet Inspiration für schön-schaurige Masken, Holzlarven und Kostüme. Im Zuge dieser Brauchtumsveranstaltung knüpft er wieder an seine Ursprünge als heidnische Figur an.